Leopold Feichtinger

*31.10.1919 Pettenbach, OÖ − †31.12.1993 Pettenbach, OÖ

Biographie

von Tillfried Cernajsek

Leopold Feichtinger wurde am 31.10.1919 in Pettenbach, OÖ, geboren und lebte hier mit Ausnahme seiner Wehrdienstzeit ausschließlich in diesem sehr alten (777 urkundlich erstmals erwähnt) Marktflecken.

Im Jahre 1936 begann er bei einem Baumeister das Maurerhandwerk zu erlernen und im Winter betätigte er sich als Holzarbeiter, um seine Familie zu entlasten. 1938 wurde er ins Büro seines Meisters aufgenommen, wo er Lohnverrechnung betrieb und diverse Zeichenarbeiten ausführte. 1940 wurde er als Freiwilliger zur Marine, zur Marineartillerie, einberufen, wo er die Position des Ersten technischen Zeichners einer Funkmessschule erreichte. In dieser schlimmen Zeit stellte er für Offiziere Glückwunschkarten her und in seiner Freizeit begann er sich immer mehr für das "künstlerische Schreiben" zu interessieren. Immer wieder erzählte er seinen Gesprächspartnern von seinem Weg zur Schrift und zur Kunst.

Gleich nachdem er 1947 aus kanadischer Kriegsgefangenschaft heimgekehrt war, begann er sich mit Gelegenheitsarbeit durch zu kämpfen. Als Maurer und Polier erlernte er in den Wintermonaten 1949 – 1952  in der Bauhandwerkerschule die Technik des Sgrafittos, welche sein Hauptberuf werden sollte. Er widmete sich der Herstellung von großflächigen Sgrafittis an Bauernhäusern, Kirchen und Privathäusern. Es sollen an die 400 gewesen sein.

Eines Tages, das war 1952, fiel er von einem Baugerüst und erlitt dabei schwere Verletzungen, die ihn zu einem längeren Spitalsaufenthalt zwangen und eine achtmonatige Arbeitslosigkeit zur Folge hatte. Handgeschriebene Schriftwerke entstanden. Hier zeigte sich sein Talent die Schriftformen mit dem zu behandelnden Text in Einklang zu bringen. Von 1954-1956 war er in verschiedenen Baufirmen als Zeichner und von 1956 bis 1957 als selbstständiger Grafiker, danach 6 Monate in der Werbezentrale der Julius Meinl AG in Wien tätig.

Noch im Spital kam ihm die Idee, doch mit dem "Schönschreiben" zu beginnen, um die Motorik seiner Hände wieder zu beleben. Dazu soll ihm auch eine Krankenschwester geraten haben. Die Ausführung von Diplomen und Urkunden, Wappen und werbegrafischen Arbeiten in verschiedenen Techniken wurden zu seinem weiteren Brotberuf. Ab 1958 bis zu seinem Ruhestand im Jahre 1980 war er als freischaffender Graphiker tätig.

Feichtinger war auf fast allen Exlibrissammlertreffen bis zu seinem Tode im Jahre 1993 vertreten. In guter Erinnerung habe ich noch den Abschlußabend des 21.FISAE-Kongresses in Fredrikshavn, 1988, wo Feichtinger und Oswin Volkamer wetteiferten, wer den besseren Kopfstand machen kann. War das ein auflockerndes Hallo! Mit seinen von ihm für ihn selbst geschaffenen Blättern tauschte er fleißig Exlibris für seine Privatsammlung, die sich zur Gänze im Bartlhausquot; im Originalzustand befindet. In der Dauerausstellung im Bartlhaus kann man auch seine handgeschriebenen Bücher bewundern.

Trotz knapper Zeit und mangelndem fahrbarem Untersatz bildete er sich als Privatschüler bei Prof. Friedrich Neugebauer (1911–2005) in der Schriftkunst weiter. Letzterer war zuletzt als Professor an der Hochschule für Gestaltung in Linz (heute Kunstuniversität Linz bzw. Universität  für Künstlerische und industrielle Linz) Gestaltung tätig und als solcher leitete er von 1951 bis 1982 die Meisterklasse für Schrift und angewandte Grafik. Als Gastschüler bei Prof. Hans Ranzoni d. J. (1896–1991) und später bei a.o. Hochschul-Prof. Hertha Ramsauer-Larisch (1897−1972) an der Graphischen Lehr– und Versuchsanstalt in Wien bildete er sich weiter.

Leopold Feichtinger blieb dem Holzschnitt und -stich treu und schuf Exlibris, welche die gedruckte, ornamentale Schrift als wesentlichen Teil eines Exlibris beinahe allein in den Vordergrund stellte. Leopold Feichtinger war nach Max Kislinger einer der wenigen damaligen zeitgenössischen Exlibris−Künstler, welche die Beschriftung eines Exlibris als wesentliches künstlerisches Element ansahen. Er folgte der einmal von Prof. Ranzoni d.J. (1896–1991) in einer Diskussion nach einem Vortrag über Friedrich Teubel (1884–1965) gestellten Forderung doch der Schrift im Exlibris wieder mehr Vorrang angedeihen zu lassen.

Schon ab den 70er-Jahren war in den zeitgenössischen Exlibris−Schaffen ein Verfall der Beschriftung auf Exlibris zu beobachten, der bis heute angehalten hat.  Prof. Friedrich Neugebauer hat seinen ehemaligen Schüler als "einen Schriftgestalter mit besonderen kalligraphischen Leistungen, der durch enorme Willenskraft und Ausdauer seinen Unfall überwinden und die genannten Buchhandschriften schaffen konnte", beschrieben.

Sehr nett war auch seine Gewohnheit jedes Jahr seinen Freundeskreis mit einem in Holz geschnittenen Schriftblatt zum Jahresende zu beschenken. Er verwendete meistens Zitate von bekannten Dichtern wie von K. H. Waggerl, R. M. Rilke u.a. oder er ließ sich selbst einen markanten Ausspruch einfallen. Feichtinger hat durch seine Arbeiten den Charakter eines "Bucheignerzeichensquot; zu erhalten versucht, was ihm auch meisterhaft gelungen ist. Seine Blätter lassen die persönliche Nähe zum Auftraggeber erkennen, wodurch sich viele Freundschaften ergeben haben. Die Fraktur war eine Schriftform, die er noch gerne pflegte. Seine Blätter wirken wie Stempel und sind als "echte" Gebrauchsexlibris durchaus anwendbar. Seine Arbeiten treffen auf viele Blätter zu, die er für seine Aufraggeber und auch für seine Künstlerkollegen schuf. Sie wirken tatsächlich wie ein Stempel oder modern ausgedrückt, seine meisten Blätter wirken wie ein Logo. Bezüge zum Eigner sind durchaus auch festgehalten worden. Zu den diversen Exlibris−Kongressen der FISAE u.a. gestaltete er gerne ein oder mehrere Blätter. Sehr einfach und bescheiden ist jenes für den 18.FISAE – Kongress in  Linz 1980. Für sich selbst schuf der Künstler 51 Blätter, in welchem sich auch seine Interessen zeigen. Meistens sind es verschieden gestaltete Monogramme oder kalligraphische Blätter. Leopold Feichtingers Werkliste enthält 172 Arbeiten, wobei es hauptsächlich Exlibris sind, die er für Bibliophile, Exlibris-Sammler und Freunde im In- und Ausland geschaffen hatte.

Das Schrift- und Heimatmuseum "Bartlhaus" in Pettenbach wäre ohne der Tatkraft und ohne eisernen Willens Leopold Feichtingers nie zustande genommen. Im Jahr 1989 hat Feichtinger sein "Bartlhaus" der Marktgemeinde Pettenbach unter der Bedingung überlassen, dass darin ein Schrift- und Heimatmuseum eingerichtet werde. Daher ist dieses Museum mit dem Namen dieses Pettenbach Mannes aufs engste verbunden. Aufbauend auf seinen künstlerischen Nachlaß ist dies auch geschehen. Eine interessierte Gemeinschaft – der Förderverein des Schrift- und Heimatmuseums "Bartlhaus" – legt Zeugnis dafür ab, dass das Vermächtnis des Künstlers Feichtinger hier gepflegt wird und hier regelmäßig Ausstellungen zum Thema Schrift und Kalligrafie veranstaltet werden. In einem eigens eingerichteten Exlibris−Kabinett werden Bucheignerzeichen gezeigt, deren erster Kurator Ottmar Premstaller (1927–2018) war.

Leopold Feichtinger war ein aktives Mitglied der Österreichischen Exlibris-Gesellschaft (ÖEG) und selber auch ein eifriger  Exlibris-Sammler. Seine Sammlung wird im "Bartlhaus" aufbewahrt. Seine grafischen Werke und seine Exlibris−Sammlung wurden im Rahmen einer Seminararbeit des Grazer Studenten Christian Rohrmoser aufgearbeitet und Verzeichnisse erstellt. Feichtinger hatte auch Aufträge für Bucheignerzeichen an Künstler-Kollegen vergeben und so entstanden 51 Blätter auf seinen Namen, die Feichtinger auch tauschte. Seine Arbeiten im Exlibris fanden weite Anerkennung. Erstmals anlässlich des 18.FISAE-Kongresses in Linz 1980 konnte er sich im Rahmen einer größeren Ausstellung im Linzer Stadtmuseum Nordico einem breiten Interessentenkreis präsentieren.

Vorher gab es nur kleinere Ausstellungen in der näheren Umgebung von Pettenbach. Er war Mitglied der Vereinigung bildender Künstler Oberösterreichs und der Künstlergilde Salzkammergut (heute Kunstforum Salzkammergut). Seine Wertschätzung wurde durch ein Arbeitsstipendium des Unterrichtsministeriums gefördert. Dafür erhielt er eine Bestätigung seines doch vielseitigen Könnens 1983 durch die Verleihung des Goldenen Verdienstzeichens der Republik Österreich durch den Bundespräsidenten.

Er gewann 1964 den dritten Preis eines Plakatwettbewerbes der Berufsvereinigung bildender Künstler Oberösterreichs. 1984 erhielt er den Preis im Schiller−Wettbewerb anlässlich des 20. FISAE−Kongresses in Weimar (damals noch DDR!). Das Land Oberösterreich belohnte am 11. August 1990 alle seine Bemühungen als vielschichtigen Künstler und Museumsgründer mit der Ernennung zum Konsulenten für Volksbildung und Heimatpflege

Am 31.12.1993 schloss der Künstler Leopold Feichtinger in Pettenbach für immer seine Augen.

Literatur:
Branberger, Alarich: Leopold Feichtinger. − In: Exlibriskunst und Graphik: Jahrbuch / Deutsche Exlibris-Gesellschaft, 1984, S. 65-68, 16 Illustr., 1 Taf.
Cernajsek, Tillfried: 25 Jahre Schrift– und Heimatmuseum "Bartlhausquot; Pettenbach (1992–2017) – zum 25. Todesstag von  Leopold Feichtinger. – Mitteilungen der Österreichischen Exlibris-Gesellschaft, N. F., 73/2, S.1–6, 12 Abb., Wien 2018.
Petz, Alma: Leopold Feichtinger. −In: Ex libris: enciclopédia bio-bibliográfica da arte do ex−libris contemporâneo ... / publ. by Arturo Mário da Mota Miranda. − Braga. 1. 1985, S. 41−54, mit Portr., 22 Illustr., S. 51−54: Checklist of ex-libris 1947-1984.
Scheffer, Heinrich R.: 100 Jahre österreichisches Exlibris, S. 134−136, 1 Abb., Wien, 2004
Slattner, Gertrud: Leopold Feichtinger.− In: Österreichisches Jahrbuch für Exlibris und Gebrauchsgraphik, 58. 1992−1993, S. 50-56, 8 Illustr., Wien 1992.

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