Franz Stummvoll

*21.06.1921 Volkach – †22.11.2006 Lans

Aus © Graphia 82 (1981)	Tiroler Tageszeitung 1987, Nr. 87, S. 5, Innsbruck 1987, Stadtarchiv Innsbruck

Biographie

von Ferdinand Leuxner, Duisburg
12. Juni 2024

Franz Stummvoll wurde am 21. Juni 1921 im bayerischen Volkach geboren. Der Vater war Angestellter der Thüringer Gasgesellschaft AG und vor Ort für den Betrieb eines Gaswerks zuständig. Zunächst sah nichts nach einer Laufbahn aus, die in der Kunst eine große Rolle spielen sollte. Die Familie zog bald in die Rhön, wo der junge Franz erstmals mit der Fliegerei in Berührung kam. Er absolvierte auch selbst Segelflüge von der Wasserkuppe. Schließlich kam er nach Miltenberg am Rande des Odenwaldes. Franz Stummvoll besuchte das dortige Gymnasium, wobei die Schulzeit durch die Kriegsereignisse unterbrochen wurde.

Stummvoll wurde eingezogen und zum Flugzeugführer bei der Luftwaffe ausgebildet. Bei einem Einsatz über der Ostfront wurde er um 1942 in Russland abgeschossen und schwer verwundet. Der Pilot hatte während der langen Erholung im Lazarett Zeit, sich mit seiner anderen Leidenschaft zu beschäftigen: Er verschlang die Werke der Schriftkünstler Rudolf von Larisch (1856-1934), Rudolf Koch (1876-1934) und Edward Johnston (1872-1944) und begann auch selbst, kunstvolle Grafiken zu erstellen. In einem Erholungsheim für die Mitglieder der Luftwaffe im tirolerischen Berwang verliebte er sich in die Tochter der Pensionsbetreiber und heiratete sie bald. Das Paar lebte in Berwang, später in Innsbruck und bezog anschließend ein Haus im kleinen Lans. Aus der Ehe gingen sechs Kinder hervor und Stummvoll wurde nach der Hochzeit auch österreichischer Staatsbürger.

In der Nachkriegszeit gelang  es Stummvoll seine Leidenschaft für die Druckgrafik zum Beruf zu machen. Zunächst studierte er, durch Vermittlung eines Oberstaatsbibliothekars, die wertvollen Handschriften der Innsbrucker Universitätsbibliothek. Stummvoll erweiterte  seine Techniken um den Holzschnitt, eine erste Grafik zierte 1946 die Geburtsanzeige seines Sohnes in der Tiroler Tageszeitung. Die Karriere des Künstlers kam dann durch die Veröffentlichung eines grafischen Begleitbandes zur Neuaufstellung eines Altars in seiner neuen Heimat Berwang ins Rollen.

Es entstanden Buchgestaltungen, so illustrierte Stummvoll ab 1948 die Tirol−Trilogie des Schriftstellers Heinrich von Schullern (1865-1955) über „Das Land im Gebirge“. Daneben blieb er Zeit seines Lebens der Gelegenheitsgrafik in Form von Exlibris, Weihnachts- und Neujahrskarten treu. Schon 1949 wurde Franz Stummvoll im Rahmen eines Wettbewerbes mit der „Graf−Scapinelli−Medaille“ der Österreichischen Ex-Libris-Gesellschaft für die beste Kleingrafik ausgezeichnet (Tiroler Nachrichten Nr. 71, 1950, S. 4, Innsbruck 1950). Die Gelegenheit, sich wieder regelmäßig in ein Flugzeug setzen zu können, gaben ihm die wachsenden österreichischen Fremdenverkehrsvereine. Um den auswärtigen Gästen eine Möglichkeit an die Hand zu geben, die Natur in der Umgebung erkunden zu können, ließen einzelne Regionen gezeichnete Wanderkarten anfertigen. Solche Karten erlaubten dem Künstler eine intensive Beschäftigung mit einzelnen Landstrichen. Neben dem Studium von älteren Atlanten umfasste die Recherche auch Einsätze im Gelände. Die Landschaft, die auf dem Panorama zu sehen sein sollte, musste aus allen Winkeln fotografiert werden. Stummvoll saß das ganze Jahr über im Flugzeug, denn die Alpen veränderten in Frühling, Sommer, Herbst und Winter ihr Gesicht. Alle Details mussten erfasst werden. Franz Stummvoll fertigte im Jahr 1955 erstmals eine solche Karte für das um Lienz gelegene Osttirol an.

Im Sinne der Auftraggeber präsentierte der Panoramamaler die Skigebiete von ihrer schönsten Seite. Da Wanderer oder Skifahrer keine maßstabsgetreue Karte benötigten, um sich in der Umgebung zu orientieren, konnte der Künstler auswählen. Auf den Karten wurden deshalb die kleinteiligen Wege zum Lift, zur Jausenstation oder zur Hütte genauso hervorgehoben, wie die Wanderrouten oder Skipisten, die viele Kilometer umfassen. Die Herstellung der Karten musste also nach dem Ziehharmonika−Prinzip erfolgen: Ein Detail wird überdimensional vergrößert, andere Geländemerkmale werden ganz weggelassen. Hierdurch entwickelten die Panoramakarten ihre ganz eigene Ausdrucksform. Im Zentrum stand dabei die eindrucksvolle Landschaft mit ihren Gipfeln und Tälern.

Mit seinen Spezialkarten gehörte Stummvoll bald zur Avantgarde. Lediglich zwanzig Künstler hatten sich in Europa auf die Produktion solcher Karten spezialisiert. 1962 wurde er zum Fachlehrer für Zeichnen an der Fachschule in Innsbruck bestellt, gab das Amt aber wegen der guten Auftragslage bald wieder ab. In den folgenden Jahren entstanden neben den touristischen Karten auch Panoramen für Atlanten und Schulbücher. Als sein Hauptwerk kann dabei die Karte der Schweiz im Maßstab 1:300.000 angesehen werden, die, 1978 bei einer Pressekonferenz auf dem Jungfraujoch in den Berner Alpen der Öffentlichkeit vorgestellt, noch im 21. Jahrhundert neue Auflagen erhält.

Im Dezember 1986 erfolgte durch den österreichischen Bundespräsidenten Kurt Waldheim (1918-2007) die Auszeichnung mit dem Ehrentitel „Professor“. Durch die europaweite Verbreitung seiner großen Karten gelangten auch die kleinen Drucke zu Sammlern in Barcelona oder Stockholm. Franz Stummvoll schuf über 250 Holzschnitte und −stiche, wobei er sich vor allem auf Weihnachts− und Neujahrskarten spezialisierte. Er verzierte Briefköpfe mit seinen Kalligrafien, arbeitete an Vignetten und illustrierte weitere Bücher.

In der Fachwelt erlangten die Exlibris aus der Werkstatt Stummvoll besondere Aufmerksamkeit. Dabei spielte bei den Kompositionen der Bücherstempel die Schrift eine große Rolle. Häufig verzichtete der Künstler auf zierendes Beiwerk neben dem Eigentümermonogramm. Daneben haben sich auch Werke erhalten, die Wappen oder andere heraldische Motive enthalten – nicht selten, insbesondere im Spätwerk, geziert von floralen Elementen.

Das scherenschnitthafte Erscheinungsbild insbesondere der Frühwerke aus den 1950er Jahren erinnert an die Arbeiten des aus dem hessischen Mainz-Kinzig-Kreis stammenden Richard Rother (1890-1980).  Dessen weinseliger Häckersmann oder die Wirtshausschlägerei avancierten zu ikonischen Sinnbildern des Fränkischen schlechthin. Neben grobschlächtigen Winzern tauchten im Werk Richard Rothers auch andere Darstellungen auf. Es handelte sich um Putten− oder Engelsfiguren mit weiblicher und männlicher Physiognomie. Solche Putten zieren auch immer wieder die Arbeiten Stummvolls. Die Gestaltung des Gesichts ist dabei eng an Rother angelehnt.

Am 22. November 2006 starb Prof. Franz Stummvoll in Lans und wurde auf dem Friedhof seiner langjährigen Heimat beigesetzt. Die Fliegerei ermöglichte Stummvoll den Blick auf die Zusammenhänge, das große Ganze. Dabei verlor er aber nicht die kleinen Dinge aus dem Blick, die ihn zu einem der vielleicht vielfältigsten Künstler der österreichischen Nachkriegszeit machen.

Bedeutend war Liebenwein durch seine großen Gemälde aus Heiligenlegenden und  Mythologie. Maximilian Liebenwein zählt zu den bedeutendsten österreichischen Jugendstilkünstlern schlechthin.

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Galerie

Exlibris für Dirk Baas, 1953	Exlibris für Dr. Ing. Alfons Weissgatterer, 1950	Exlibris für Johann H. A. Jansen, 1955
Exlibris für Dirk Baas 1953	Exlibris für Dr. Ing. Alfons Weissgatterer 1950	Exlibris für Johann H. A. Jansen 1955
Exlibris für Walter Kux, 1950	Exlibris für Friedrich Leinfellner	Exlibris für Gertrud Slattner
Exlibris für Walter Kux 1950	Exlibris für Friedrich Leinfellner o.J.	Exlibris für Gertrud Slattner o.J.

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